Erwin Schulhoff

*  8. Juni 1894

†  18. August 1942

von Josef Bek

Essay

Zu einem individuell ausgeprägten schöpferischen Profil gelangte Schulhoff ziemlich schnell, gleichwohl gingen diesem im Prinzip zwei Vorbereitungsphasen voraus. Die erste fällt in die Jahre 1913–18, die zweite knüpft an die erste und endet mit dem Jahr 1923. In der ersten Phase ist ein starker Einfluß seiner Lehrer offensichtlich. Was er dort gelernt hat, bemühte er sich individuell zu nutzen und in einer Weise auszuführen, die die herrschenden Geschmacksnormen im Prinzip noch nicht übertraf. Als „natürliche“ Autorität nahm er Reger an, an den er immer dachte, wenn ihm bewußt wurde, daß ein Übermaß an Ideen die Festigkeit des musikalischen Baus gefährdet. Unter der Führung der Leipziger und Kölner Pädagogen reifte Schulhoffs Talent schnell aus. In der noch vor dem Studiumabschluß komponierten [1.] Violinsonate (1913) zeigte er technische Reife und Willen zur Selbständigkeit. In der Makrostruktur des Werkes respektierte er noch alle Schulregeln des Sonatenaufbaus; im Detail ist seine Arbeit jedoch beachtenswert.

Die ersten Takte des einleitenden Sonatensatzes (Nbsp.1) bringen drei motivische Elemente: die im punktierten Rhythmus chromatisch ansteigenden Schritte der Geige (mit demselben Motiv in der Inversion als Antwort des Klaviers); eine Oktavenfanfare (es1-g1-es2...